Optimale Bestäubungsleistung gibt es nur mit Bienen

Deutscher Imkertag formuliert klaren Forderung zum Schutz der Bienen

Der Deutsche Imkertag ist in Hamburg erfolgreich zu Ende gegangen. Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes, formulierte im Auditorium der renommierten Bucerius Law School in seiner Schlusserklärung eine klare Botschaft an Politik und Gesellschaft: „Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass alle Bienen ausreichend Lebensraum und Nahrung haben. Wir brauchen das Nebeneinander von Honig- und Wildbienen, um eine optimale Bestäubungsleistung für die Landwirtschaft zu erreichen.” *Der Deutsche Imkerbund habe ein Wildbienenkonzept erarbeitet, das neben vielen anderen Vorschlägen zusätzlichen Lebensraum durch Begrünung von Städten fordere.

Ebenfalls problematisch seien die Trachtlücken im Sommer, die der Klimawandel weiter verstärkt hätte. „Wir brauchen multifunktionale Flächen, um unsere Kulturlandschaft hin zu mehr Biodiversität zu entwickeln”, forderte Ellmann.

Angesichts der sich abzeichnenden Gaskrise wies Ellmann auf ein wichtiges Bedürfnis der Imkereien hin: „Wir brauchen Gläser, um unseren Honig vermarkten zu können”. Bei der Priorisierung müssten die Imkereien zu fairen Preisen berücksichtigt werden, um eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Eine letzte Botschaft lag dem Präsidenten besonders am Herzen: Ein pauschales Aufstellverbot für Honigbienen in Naturschutzgebiet dürfe es nicht geben. Wenn es schützenswerte Arten gäbe, die durch die Honigbiene gefährdet seien, wären Imkerinnen und Imker die letzten, die dort ihre Bienen hinstellten. “Lassen Sie uns datenbasiert Entscheidungen treffen, wo Bienen aufgestellt werden können”, bat Ellmann in Richtung der Politik. Seine Vorschläge stießen im Plenum auf hörbar große Zustimmung.

Ausdrücklich bedankte er sich bei den rund 30 Vortragenden aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, die an zwei Tagen in vier Foren die Imkerei aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet hatten. „Wir sind sehr dankbar und stolz, dass wir so eine großartige Unterstützung für unsere Arbeit erfahren haben. Es ist wichtig, dass unsere Mitglieder, aber auch die vielen interessierten Menschen in Deutschland hier beim Deutschen Imkertag aus erster Hand erfahren haben, in welche Richtung sich die Imkerei bewegt”, sagte Ellmann.

Der Besuch der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Ophelia Nick, war ebenfalls Rückenwind für die Imkerinnen und Imker, die sich den Folgen des Klimawandels stellen müssen. „Ohne Bienen sähe es mit der Vielfalt auf unseren Tellern mau aus. Viele Obst- und Gemüsesorten etwa können wir nur ernten, wenn fleißige Nektarsammler unsere Nutz- und Wildpflanzen bestäuben.” Um die Bedingungen für die Bienen zu verbessern, kündigte Dr. Nick ein breit angelegtes Vorgehen der Politik an: „Mehr Nahrungsquellen und Lebensräume schaffen, weniger chemisch-synthetische Pestizide- und Düngemittel, mehr Ökolandbau, finanzielle Anreize für diejenigen, die Bienen und andere Bestäuber aktiv schützen sowie Investitionen in die Forschung − auch beim Thema Resistenzzüchtung. Mit diesem Gesamtkonzept setzen wir darauf, die Lebensbedingungen für Bienen zu verbessern – und damit auch den Imkerinnen und Imkern eine gute Zukunftsperspektive zu geben.“

Dr. Nick stellte Pläne des BMEL vor, dass Pflanzenschutzmittel, die in Deutschland aus gutem Grund verboten seien, auch nicht mehr exportiert werden dürfen. „Dinge, die wir hier nicht erlauben, sollten wir nicht ins Ausland exportieren”, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin und erntete damit Applaus im Plenum.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands Detlev Kurreck dankte den Imkerinnen und Imkern für ihre Arbeit und hieß sie in der Familie der Landwirte willkommen: „Wir teilen uns dasselbe Spielfeld.” Ziel müsse es sein, den Teamgeist zu stärken. Auch er formulierte eine politische Botschaft: Nachhaltigkeit müsse man sich leisten können, deswegen brauche es Anreize, um Bauernschaft und Imkereien beim Umbau der Agrarwirtschaft zu helfen.

Der Deutsche Imkertag fand bereits zum 66. Mal statt. Gänzlich neu war die hybride Ausrichtung, der es Interessierten in aller Welt möglich machte, online und kostenlos an dem Austausch in den Foren teilzunehmen. So hatte sich der Präsident der Apimondia, der Weltorganisation der Bienenhalter, Dr. Jeff Pettis, aus den USA zugeschaltet und eine Rede gehalten. „Alleine das hat dafür gesorgt, dass wir während seines Vortrags viele Zugriffe aus dem englischen Sprachraum feststellen konnten. Der Deutsche Imkertag ist in diesem Jahr international wahrgenommen worden”, freute sich Ellmann.

Die Keynote des weltbekannten Klimaforschers Prof. Stefan Rahmstorf wäre beinahe dem Anschlag auf die Bahn zum Opfer gefallen. Seinen ursprünglich geplanten Auftritt musste er kurzfristig absagen, weil die Anreise aus Berlin unmöglich war. Glücklicherweise konnte auch er die hybriden Vorteile des Deutschen Imkertages nutzen und seinen Vortrag online halten. In Grafiken und statistischen Auswertungen zeigte Rahmstorf auf, dass der menschengemachte Klimawandel unbestreitbar in vollem Gange ist. Welche Auswirkungen das auf die Bienenhaltung haben wird, konnten sich die Zuhörerenden ausmalen. Viele Nachfragen und ein besonders langer Applaus zeigten, dass der Klimaforscher die Imkerinnen und Imker aufgerüttelt hatte.

 

Rund 200 Teilnehmende fanden sich an den beiden Tagen in der Bucerius Law School in Hamburg zusammen. Deutlich mehr Menschen haben den Deutschen Imkertag am Monitor verfolgt. „Wir werden die Mitschnitte der Livestreams online stellen, damit die spannenden Informationen auch in Zukunft abrufbar bleiben”, betonte Ellmann. Der hybride Ansatz habe in jeder Hinsicht dazu beigetragen, den 66. Deutschen Imkertag zur nachhaltigsten Veranstaltung in dieser langen Reihe zu machen.