Anfang Oktober tagte in Abu Dhabi der Weltnaturschutzkongress. Dort lehnte eine knappe Mehrheit ein vom Deutschen Imkerbund unterstütztes Moratorium zur Freisetzung gentechnisch veränderter Wildarten ab. Allerdings griff der Kongress die Forderung nach „zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen“ auf.
Am 14. Oktober verabschiedeten die Mitglieder der Weltnaturschutzunion (IUCN) eine Richtlinie zur synthetischen Biologie. Sie öffnet die Tür für den Einsatz von Gentechnik im Naturschutz – einschließlich umstrittener Verfahren wie Gene Drives, die ganze Schädlingspopulationen ausschalten sollen. Dabei wird die grundlegende Frage, ob Gentechnik überhaupt in natürlichen Ökosystemen eingesetzt werden sollte, umgangen. Es soll nun jeweils im Einzelfall entschieden werden.
Entwickler entsprechender Technologien begrüßten den Beschluss. Doch der Kongress ergänzte eine wichtige Zusatzklausel: Er forderte die IUCN-Gremien auf, „zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen“ zur Freisetzung genetisch veränderter Wildorganismen, zur Veränderung mikrobieller Gemeinschaften und zur Schaffung neuartiger genetischer Elemente in Ökosystemen zu fördern. Diese Änderung, die unter dem Druck des Antrags für ein Moratorium entstand, gilt als kleiner Erfolg.
Antrag 133
Antrag 133 forderte ein Moratorium, also eine vorsorgliche Aussetzung der Freisetzung gentechnisch veränderter Wildorganismen. Acht NGOs hatten ihn eingebracht, darunter die französische Organisation Pollinis und der Deutsche Naturschutzring. Rund 100 NGOs sowie mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützten den Antrag. Der Deutsche Imkerbund hatte das Thema mit fachlicher Unterstützung von Save Our Seeds in die Imkerschaft getragen und den Antrag befürwortet. Auf unser Betreiben hin stellten sich auch BeeLife und Apimondia hinter diese Position.
Hauchdünne Entscheidung
Bei der IUCN gilt ein Antrag nur dann als angenommen, wenn sowohl die Regierungen als auch die NGOs und Organisationen indigener Völker jeweils eine einfache Mehrheit erreichen. In der NGO-Gruppe fand das Moratorium eine Mehrheit. Doch in der Gruppe der Regierungen fehlte eine einzige Stimme – eine hauchdünne Entscheidung. Die Forderung nach „zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen“ erhielt dagegen 54 Prozent der Stimmen beider Gruppen.
Dank
Wir danken allen Organisationen, die sich vor und während der Konferenz für das Moratorium eingesetzt haben – besonders Save Our Seeds, Pollinis, dem Deutschen Naturschutzring, Benin Ecotourism Concern, ProNatura, Nature Canada und dem Centre for Environmental Law.
